Grenzen und gefiederte Wintergäste
Samstag, 25. Oktober 2008, Schaffhauser Nachrichten
Der Hegau-Geschichtsverein hat sein neues "Hegau-Jahrbuch" im Schloss Weiterdingen des Freiherrn von Hornstein vorgestellt. Es enthält auch Beiträge, die den Reiat, den Kanton Schaffhausen und die Eschenzer Bucht betreffen.
Weiterdingen Auf ihre Rechte an Grund und Boden grosszügig verzichtet haben der Kanton Schaffhausen und das Grossherzogtum Baden, als es um die Landesgrenze bei (Unter)Hallau, Oberhallau und Schleitheim ging. Schaffhausen verzichtete seinerseits auf Rechtsansprüche, die in Epfenhofen lagen, ferner auf solche auf dem rechten Ufer der Wutach. In seinem Beitrag "Grenzbereinigungen zwischen Baden und Schaffhausen" im neuen "Hegau- Jahrbuch" beschreibt der Kölner Nikolaus Philippi, wie in nachnapoleonischer Zeit der doch recht komplizierte Verlauf der badischen Grenze zum Kanton Schaffhausen festgelegt wurde. Philippis Aufsatz liest sich spannend, zumal in heutiger Zeit, wo durch das Schengen-Abkommen die Grenze aufgeweicht werden soll. Im neuen "Hegau-Jahrbuch", das den Titel "Natur- und Kulturlandschaft Hegau" trägt, beschäftigen sich mehrere Aufsätze mit Themen, die den Kanton Schaffhausen betreffen. Urs Weibel stellt die gefiederten Wintergäste in Stein am Rhein vor. Wolfgang Kramer, er ist Erster Vorsitzender des Hegau-Geschichtsvereins, lehrt uns beinahe das Gruseln. Er erinnert sehr ausführlich an die schon recht weit gediehenen und vielerorts begrüssten Pläne, den Hochrhein und den Bodensee für Lastkähne schiffbar zu machen. Christian Birchmeier schildert die Abgrabung des Eschenzer Horns 1918 und Aspekte zur Bodenseeregulierung, und Egon Hopfenzitz macht uns damit vertraut, dass der Kloster- und damit wohl auch Stadtgründer Schaffhausens, der Selige Eberhard von Nellenburg, auch zweiter Patron der Domkirche St. Eberhard, der ersten katholischen Kirche im reformierten Stuttgart, ist. Natürlich sind auch die Beiträge, die sich nicht direkt mit Schaffhausen befassen, mit grossem Interesse und Vergnügen zu lesen. Franz Hofmann beispielsweise beschreibt die Heidenhöhlen von Goldbach an der äussersten Grenze des Hegaus nach Osten nahe Überlingen. Die Konstanzer Historikerin Hildegard Bibby schildert in ihrem Aufsatz, was um 1780 an Speisen und Getränken auf die Tafel des Freiherrn von Hornstein im Schloss Weiterdingen kam. Hildegard Bibby hat bei der Präsentation des "Hegau-Jahrbuchs" im Schloss ein Kurzfererat über ihr Thema gehalten, und dabei haben die sehr zahlreich erschienen Vereinsmitglieder – darunter auch historisch interessierte Leute aus Schaffhausen – erfahren, dass vor allem südländische Köstlichkeiten nicht in Konstanz, sondern in Stockach und vornehmlich in Schaffhausen bei den Spezereihändlern Hurter und Schelling und beim Konditor Rauschenbach fürs Schloss gekauft wurden. Schaffhausen war damals eine bevorzugte Einkaufsstadt.